
Wer sind wir und wie wir 1993 zum Karaoke kamen
Aktualisiert: 5 April, 2010
„Wo warst du heute Abend so lange?“, fragten wir als besorgte Eltern unsere Tochter Daniela. „Wir hatten doch vereinbart, dass du um 10:00 Uhr zu Hause…“ Wenn jemand eine gleichaltrige Tochter hat, so kennt er bestimmt diese ärgerlichen und fast täglich wiederkehrenden Eltern-Kind-Dialoge. Nur diesmal war es etwas anderes, sie brachte ein Beweisstück mit: eine Musikkassette, auf der sie selber „Let it be“ sang. Sie war also tatsächlich im „Planet Maxx“ im Karaoke gewesen und hatte dort gesungen! Fast unglaublich für uns, die vorgängige Ansage und die Gesangsstimme, die wir hörten, bestätigten ihre Aussage. Nur wer die eigenen Kinder selbst singen gehört hat und davon begeistert war, weiss, wie sich in einem solchen Moment die Gänsehaut am Körper ausbreitet. Damit war auch bei den Eltern das Interesse am Karaoke geweckt! Der Vater musste wissen, wie das denn technisch abläuft, wie diese Bild- und Tonträger aussehen und und und…. Die Mutter fragte nach den Empfindungen, die man beim Singen so alleine auf der Bühne hat. So kamen wir also erstmals mit Karaoke in Kontakt. Daniela brachte immer wieder kleinere Preise mit nach Hause und durfte an Finals teilnehmen, so riss dieses Interesse nie ab. Von der Technik begeistert erstand sich der Vater eines Tages einen Laserdiskplayer und einige deutsch- und englischsprachige Laserdisks, ein Mikrofon, baute einen alten Fernseher um und siehe da, es funktionierte. So hatte Daniela natürlich die Möglichkeit zu singen, wann immer sie Lust hatte. Thomas, ihr Bruder, stand dem allem vorerst eher skeptisch gegenüber. „Ich bin Schlagzeuger und die singen nicht, ausser Phil Collins, und ich kann es gar nicht.“ Immer mit Karaoke konfrontiert, versuchte er es halt doch eines Tages und siehe da, dieser unheimliche Virus hat auch ihn angesteckt. So plätscherten die Jahre dahin und Vater kaufte sich immer mehr Songs dazu. Neue Träger wie DVD, VCD und CD Graphics wurden ausprobiert, die entsprechenden Player angeschafft, alles eingebaut und verkabelt in Flightcase, um an den Familienfesten das ganze Material gut geschützt vor Ort zu bringen.
Ein wunderbares Erlebnis für uns Eltern soll hier noch erwähnt werden. Thomas und Daniela wohnten schon nicht mehr zu Hause. Im „EL Loco“ in Dübendorf fand eine Zeit lang einmal in der Woche ein Karaokewettbewerb statt. Der Tagessieger erhielt jeweils einen schönen, riesigen Pokal. Eines Abends gewann ganz überraschend Thomas den Pokal, er sang So bist du von Peter Maffay. Eine Woche später wurde Daniela mit Black Velvet von Alanah Miles zur Siegerin erkoren. Eine weitere Woche später trafen sich unsere Kinder bei uns, bevor sie zum Karaoke gingen, und sprachen von einem Duett, das sie singen wollten. Über eine Stunde nach Mitternacht klingelte es an der Wohnungstür und wir haben es noch genau vor Augen: unsere Sprösslinge mit dem Pokal Nummer 3 in den Händen und einem breiten Grinsen im Gesicht! „Wir haben zusammen für euch mit True Love von Elton John und Kiki Dee diesen Pokal gewonnen!“, und streckten uns die Trophäe entgegen. So wurde dieses Ereignis noch kurz gefeiert, denn um 05:30 Uhr war wie jeden Werktag Aufstehen angesagt!
Inzwischen sind beide verheiratet, unsere Familie ist um zwei liebe Schwiegerkinder und vier Enkelkinder gewachsen. Thomas heiratete mit Claudia die fürsorgliche Mutter ihren beiden gemeinsamen Kinder Patrice (Jg. 2001) und Leonie (Jg. 2003). Daniela hat sich Ricci, einen begnadeten Rocksänger, zum Mann genommen. So wachsen ihre beiden Kinder Patrick (Jg. 1996) und Selina (Jg. 2002) in einer sehr musikalischen Familie auf. Die jüngste Karaokegeneration wächst bereits heran!
So sind auf der Songliste heute über 30'000 (Stand 01.01.2010)Tracks zu finden. Teilweise kommen Titel auch mehrfach vor, es handelt sich dabei um andere Versionen oder Produkte verschiedener Hersteller. Richtige Karaokesen wissen natürlich, welche Version sie selbst bevorzugen: Pioneer, Sunfly oder wie sie alle heissen.
So sind wir als Eltern von diesem Karaokebazillus erfasst worden, Mutter als Zuhörerin und Vater als Hobbybetreiber vom Karaokeclub.